Diese Aussage ist selbstverständlich mit Humor zu betrachten, doch es steckt etwas Ernstes dahinter, das mich seit längerer Zeit sowohl beruflich als auch privat beschäftigt, nämlich der sogenannte Binary Bias.
In unseren Diskussionen verspüren wir oft den Impuls, Themen zu vereinfachen und in schwarz und weiß einzuordnen.
Es gibt eine Position „dafür“ und eine „dagegen“.
Und meistens findet man eine Position gut und die andere schlecht und sucht gezielt nach Informationen, die die eigene „gute“ Position bekräftigen.
Dies führt häufig dazu, dass wir über andere Menschen schnell urteilen:
⚪ ⚫ „Du bist rechts“ – „Du bist links“.
⚪ ⚫ „Du bist für die Corona-Maßnahmen“ – „Du bist ein Corona-Leugner.“
Ein Beispiel: in den USA glauben 10 % der Menschen gar nicht an den Klimawandel. Das andere Extrem: 31 % sind wegen dem Klimawandel „alarmiert“.
Zwischen diesen beiden Extremen liegt eine Mehrheit von 59% die von „ich bin besorgt“ bis „ich habe Zweifel“ reicht.
Es wäre also zu einfach, die amerikanische Gesellschaft in Klimawandel-LeugnerInnen und Klima-AktivistInnen einzuteilen.
Eine Strategie gegen den Binary Bias (ja, ich unterliege genauso wie alle anderen dem Bias) lautet, die Komplexität eines Themas anzusprechen und eine Vielzahl an verschiedenen Blickwinkel auf das Thema sichtbar zu machen.
Das mag zwar unsexy sein, weil eine komplexe Antwort weniger Aufmerksamkeit auf sich zieht als eine catchy Überschrift.
Eine komplexe, aber dafür näher an der Wahrheit liegende Antwort ist jedoch immer noch besser als eine einfache, aber falsche.
Es ist durchaus okay, beispielsweise…
👉 …pro Ukraine zu sein, aber nicht alles gutzuheißen, was die ukrainische Regierung macht.
👉 …für Corona-Maßnahmen, aber gegen die Maskenpflicht zu sein.
👉 …für den Klimaschutz zu sein, aber den Bau von einzelnen neuen Straßen zu unterstützen.
Literatur: Adam Grant, Think Again
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